Naturschutzgebiet "Leineaue zwischen Ruthe und Koldingen"


In der südlichen Leineaue liegt das 529 ha große Naturschutzgebiet "Leineaue zwischen Ruthe und Koldingen", eingebettet in das Landschaftsschutzgebiet LSG H21 "Obere Leine". Das Gebiet wurde 2001 unter Schutz gestellt und ist Teil des 2004 nachgemeldeten FFH-Gebietes 344 "Leineaue zwischen Hannover und Ruthe".

Koldingen ist ein Lebensraum aus zweiter Hand. Durch den Kiesabbau wurde das ursprüngliche Landschaftsbild, das einst durch intensive landwirtschaftliche Nutzung geprägt war, nachhaltig verändert, indem durch Auskiesung ein Teil der ausgedehnten Acker- und Wiesenflächen entlang der Leine verschwanden. An ihre Stelle traten Teiche von unterschiedlicher Größe. Nach Beendigung der Auskiesung hat sich das Gebiet zu einem wertvollen Lebensraum für viele bedrohte Pflanzen- und Tierarten entwickelt.

Noch immer wandelt sich das Gebiet. Zum einen wirkt sich die Dynamik des Wassers bei den, wenn auch durch das Hochwasserrückhaltebecken Salzderhelden seltener gewordenen, Überschwemmungen auf die noch vielfach unbewachsenen Sand- und Kiesflächen aus, indem diese umgeschichtet werden. Zum anderen wandelt sich das Gebiet aufgrund der stetigen Sukzession. Vegetation und Fauna zeigen dies durch langsam aber kontinuierliche Veränderungen. Wo nach dem Kiesabbau nur Sand- und Kiesflächen blieben, haben sich Brachflächen mit interessanten Pionierpflanzengesellschaften gebildet. Ein Teil dieser Flächen sind inzwischen mit dichtem Aufwuchs aus Hundsrosen oder Weiden bedeckt.

Das NSG "Leineaue zwischen Ruthe und Koldingen" verfügt über eine reiche Naturausstattung. Neben den Wasser-, Sand-, Kies-, Grünland- und Ackerflächen tragen besonders der Altholzbestand entlang Leineterrasse, die nach der Saale-Eiszeit entstand, dem sogenannten "Droth", sowie die Leine als Fließgewässer mit ihren Prall- und Gleitufern zu dieser Vielfalt bei. Heute ist das Gebiet ein regional bedeutsames Rast- und Überwinterungsgebiet für die Vogelwelt (Avifauna). Hier füllen die rastenden Vögel ihre Fettreserven für den Weiterflug in ihre Brut- bzw. Überwinterungsgebiete wieder auf. Trauerseeschwalben und andere Seeschwalbenarten, wenn auch in geringerer Zahl, aber auch Kiebitze und verschiedenste Watvogelarten legen hier in großer Zahl Rast ein. Gelegentlich lassen sich im Herbst bzw. Winter Fisch- und Seeadler blicken.

Regelmäßig überwintern hier, Grünschenkel solange die Wasserflächen eisfrei sind Zwerg- und Gänsesäger, wie auch Pfeif-, Krick-, Spieß-, Löffel- und Schellenten und wenn auch selten Samtenten. Seit 1960 wurden mehr als 240 Vogelarten als Gast- bzw. Brutvögel in diesem Gebiet nachgewiesen. Davon werden ca. 80 Arten in der "Roten Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel" geführt. Von den 75 Brutvogelarten findet man ca. ein Drittel auf der Roten Liste, wie Baumfalke, Kiebitz, Eisvogel, Nachtigall und der Neuntöter.

Vielfältig ist die Insektenwelt. Auf den unbewachsenen Kies- und Sandflächen und vegetationslosen Uferkanten wurde eine große Zahl stark gefährdeter und gefährdeter Laufkäfer nachgewiesen. Eine Vielzahl von Schmetterlingen wie Distelfalter und der seltene Schwalbenschwanz sowie die unterschiedlichsten Hautflüglern suchen die Blütenpflanzen der Brachflächen auf. Sie werden von der Gebänderten Prachtlibelle und anderen Libellenarten gejagt. Auf den Brachflächen finden verschiedene Heuschreckenarten ihren Lebensraum.

Die Gewässer, insbesondere die flachen, sich schnell erwärmenden, sind Laich- und Lebensraum für verschiedene Amphibienarten, darunter der See- und Grasfrosch sowie der seltene Kamm-Molch.

Auch die Flora ist recht vielfältig. Von den in diesem Gebiet vorkommenden Pflanzen stehen heute 21 Arten auf der "Roten Liste und Florenliste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen". In erster Linie kommen hier Arten vor, die typisch für eine Flußauen- und Stillgewässerlandschaft sind. Seltene Wasserpflanzen wie der Teichfaden (Zannichellia palustris), der Spreizende Hahnenfuß (Ranunculus circinatus), das Flußgreiskraut (Senecia fluviatilis) oder im Randbereich der Gewässer die Schwanenblume (Bútomus umbellatus) sind hier zu entdecken. Auf zeitweilig überstauten Sandfluren gedeihen die Nadel-Sumpfbinse (Eleocharis acicularis) und das teilweise in Niedersachsen gefährdete Rasen-Vergißmeinnicht (Myosotis laxa).

Verordnung für das NSG "Leineaue zwischen Ruthe und Koldingen"

Fotos: Karl Steinbrink (2), Archiv NABU Laatzen (5)