Der Biber – ein Landschaftsgestalter ist zurückgekehrt


  

Der Biber – ein Landschaftsgestalter ist zurückgekehrt

 

Bei einem Spaziergang im Bereich der Bruchriede in Rethen bleiben sie den Besuchenden nicht verborgen:

Nagespuren, gefällte Bäume, vernässte Bereiche und Dämme, die das Wasser stauen. 

 

 

Wer ist dafür verantwortlich?

Der Biber. Er ist ein aktiver Gestalter seines Lebensraumes.

 

 

Warum hat er sich hier angesiedelt?

 

Dafür gibt es mehrere Gründe:

·      Die Bruchriede und das Überschwemmungsbecken führen ausreichend Wasser. Gibt es Sommer zu wenig Wasser gibt, baut der Biber Dämme. Dadurch reguliert    er den Wasserstand des Baches.

·      Neben dem Gewässer gibt es ausreichend Nahrung wie krautige Pflanzen und Weichgehölze, von deren Rinde sich der Biber in den Wintermonaten ernährt.

·      Das Revier war noch frei. Falls hier bereits ein anderer Biber ansässig war, wurde durch einen Revierkampf entschieden, wer es bewohnt.

 

 

Warum baut der Biber Dämme?

 

Sicherlich nicht aus Langeweile.

Der Biber benötigt eine Wassertiefe von mindestens 60 cm. Dann kann er gut schwimmen und der Eingang zu seinem Bau liegt unter Wasser. Sind diese Voraussetzungen gegeben, verzichtet der Biber darauf, seine Energie in den Dammbau zu stecken. 

Manchmal baut der Biber aber auch aus „Bequemlichkeit“ Dämme. Diese sogenannten Fraßdämme ermöglichen es ihm, Mais- oder Rübenfelder schwimmend zu erreichen und seine geernteten Vorräte auf dem Wasserweg zu transportieren.

 

 

Welches sind die positiven Folgen eines Biberdammes?

 

Biberdämme sind sehr stabil gebaut. Sie halten das Wasser zurück und verändern die Flussdynamik. Dieses kann helfen, Hochwasserereignisse abzuschwächen. Das Wasser fließt langsamer ab und die Überschwemmungsspitzen werden reduziert.

Biberdämme erhöhen den Grundwasserspiegel. Das Wasser wird zurückgehalten, auf den größeren Wasserflächen versickert es langsamer und Grundwasser bildet sich. Dieses ist in Dürreperioden sehr wertvoll.

Durch das Überlaufen des Baches kommt es zu Vernässungen in den angrenzenden Bereichen. Als Folge entstehen Feuchtgebiete und manchmal sogar ein Biberteich.

 

 

Welchen Nutzen haben Feuchtgebiete und Biberteiche?

 

Diese Gebiete schaffen unterschiedliche Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. 

Sie sind wichtige Brutstätten für Vögel. Lebensräume für Amphibien, Insekten, Libellen, und Fischarten sowie Nahrungsquellen für viele Tierarten. 

Die von Bibern geschaffenen Teiche und Feuchtgebiete wirken wie natürliche Filter, die Sedimente und Nährstoffe aus dem Wasser entfernen. 

Dieses verbessert die Wasserqualität und fördert das Wachstum sowie die Ansiedlung von Pflanzen, die ganz oder teilweise im Wasser leben.

Die Artenvielfalt steigt sprunghaft in und um Biberteiche und Feuchtgebiete.

 

 

Warum fällt der Biber Bäume?

 

Aus Hunger und weil er nicht klettern kann. 

Wenn der Biber in der kalten Jahreszeit keine Kräuter und andere Pflanzen mehr findet, frisst er die nahrhafte Rinde eines Baumes und seines Geästs. Die abgenagten Äste und dünneren Stämme nutzt er für den Dammbau oder um seinen Bau winterfest zu machen.

 

 

Warum besteht keine Gefahr für den Baumbestand?

 

Der Biber lebt lebenslang in seinem Revier. Deswegen fällt er im Winter nur so viele Bäume, wie er als Nahrung benötigt. Die meisten Bäume, die er fällt, sind Weiden mit einem Durchmesser unter 5 cm. Diese wachsen innerhalb eines Jahres wieder nach.

 

 

Welchen Nutzen haben die gefällten Bäume für die Natur?

 

Gefällte und entrindetet Baumstämme sterben ab und werden mit der Zeit zu Totholz. Dadurch bieten sie neue Lebensräume und Nahrung für Kleinsäuger, seltene Vogelarten, Amphibien, Libellen, Insekten, Pilze und Moose.

Im Wasser liegende Bäume verwirbeln das Wasser und reichern es dadurch mit Sauerstoff 

an. Das im Wasser liegende Geäst des Baumes, und die mit der Zeit anhaftenden Algen, bieten Fischen Brutplätze, Nahrung und Verstecke.

Durch das Fällen von Bäumen entstehen Lichtungen. Mehr Sonnenlicht gelangt auf den Boden. Dieses fördert das Wachstum junger Bäume und Sträucher. Neue Pflanzen können sich ansiedeln und die Artenvielfalt steigt.

 

 

Warum wird der Biber als Schlüsselart bezeichnet?

 

Der Biber wird so bezeichnet, weil er durch seine Bautätigkeit und die damit verbundene Veränderung der Landschaft neue Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten schafft. 

Viele bedrohte Arten, die auf Feuchtgebiete angewiesen sind, profitieren von den neu geschaffenen Lebensräumen. Dieses trägt zur Erholung und Wiederansiedlung solcher Arten bei und erhöht dadurch die Artenvielfalt.

 

 

Warum kann es in den Biberrevieren zu Konflikten kommen?

 

Durch die Dammbauaktivitäten kann es zu Vernässungen und Überschwemmungen von landwirtschaftlichen Flächen kommen. Landmaschinen können diese Bereiche nicht mehr befahren. Saatgut, Ackerfrüchte und Wiesen können im oder unter Wasser stehen, und es kommt durch Staunässe zu Ernteausfällen. 

Biber können Entwässerungsgräben und -kanäle blockieren. Das erschwert die Bewirtschaftung von Flächen und kann die Infrastruktur gefährden. 

Der kann Biber Kulturpflanzen wie Mais, Rüben und Apfelbäumen nicht von Wildpflanzen unterscheiden kann. Deswegen kommt es möglicherweise zu Fraßschäden an Feldfrüchten und wertvollen Bäumen.

In der Nähe von Siedlungen können Überschwemmungen entstehen. Gärten und andere private Grundstücke können vernässt werden. Mancher Anwohnende fürchtet deswegen zu Recht um die Trockenheit seines Kellers 

Durch seine Grabaktivitäten kann der Biber Ackerflächen, Uferbereiche und Infrastruktur unterhöhlen. Wege können sich absenken, Maschinen einbrechen.

Als Folge von Dämmen und Gräben können nahegelegene Straßen, Wege und Schienennetze unterspült oder überschwemmt werden.

Das Fällen von Bäumen kann zu einer Gefahr für Passanten werden, wenn diese dicht an Fuß- oder Radwegen stehen.

 

 

Was tun, um diese Konflikte zu lösen?

 

Bitte wenden Sie sich bei Konflikten an die ÖSML (Ökologische Station Mittlere Leine) in Laatzen-Grasdorf. Dort werden Sie beraten und über mögliche Lösungen informiert. Eine Entscheidung, ob Maßnahmen zur Konfliktlösung notwendig sind, fällt die Untere Naturschutzbehörde der Region Hannover.

 

 

Was sollte man nicht tun?

 

Selbst aktiv werden. 

 

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist der Biber streng geschützt

 

Es ist verboten, ihm nachzustellen, ihn zu fangen, zu stören, zu verletzen oder zu töten. Genauso ist es verboten, seine Baue und Dämme zu beschädigen oder zu zerstören.

 

Wer gegen dieses Gesetz verstößt, begeht eine Straftat, die ein Bußgeld nach sich zieht. Wie hoch dieses ausfällt, variiert je nach Bundesland. In Niedersachsen können bis zu 50.000 Euro fällig werden.

https://www.bussgeldkatalog.org/tierschutz-biber/