Wurde der Nistkasten angenommen? Was macht der Nestbau, liegen schon Eier drin? Wie geht es den Küken? Um das Geschehen im Nest live zu verfolgen, werden Kamera-Nistkästen immer beliebter. Endlich habe ich meinen Gartenvögel auch einen "Schaukasten" gebaut und möchte die Anleitung so genau weitergeben, dass jeder ihn nachbauen kann.
Dieser Nistkasten mit USB-Kamera und infraroter Beleuchtung lässt sich für unter 50 EUR bauen. Weil einige ohnehin herumliegende, alte Geräte verbaut wurden, lagen die tatsächlichen Baukosten sogar unter 25 EUR
Eine Meise schaut in die Kamera
Was | Woher | Wieviel |
Meisenkasten-Bausatz | NABU-Shop | 12,95 EUR |
Schrauben, Scharniere | beliebiger Baumarkt | 4,00 EUR |
Ältere, einfache Webcam | eigene Schrottkiste | - |
USB-Verlängerungskabel | beliebiger Computerladen | 3,00 EUR |
4 Infrarot-LEDs | z.B. Reichelt | 0,74 EUR |
4 Widerstände | z.B. Reichelt | 0,20 EUR |
1/2 Lochrasterplatine | z.B. Reichelt | 0,34 EUR |
Draht, Lötzinn, Kleber | beliebiger Baumarkt | ca. 1,00 EUR |
Summe | 22,23 EUR |
Zuerst wird die Webcam fixiert, dann zur Infrarot-Kamera umgebaut. Knapp unterhalb der Linse werden die IR-Dioden angeklebt, der Strom dafür wird vom Kamerakabel abgezweigt. Zum Schluss wird das Dach aufklappbar daraufgesetzt. Der Rest ist Software.
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Zuerst grabe ich die Logitech QuickCam unter einem Stapel Ramsch aus, entstaube sie und schraube die Unterseite des Ständers ab. Der obere Teil wird im Schraubstaub fixiert. |
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Der Rest des Ständers wird so abgesägt, dass er sich einigermaßen flach hinlegen lässt. |
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Das Schraubloch wird in de Ständer gebohrt. Hier wurde mitten durchs geprägte Herstellerlogo gebohrt. Falls Ihre Kamera einen glatten Ständer ohne Prägung hat, können Sie die Stelle mit Sandpapier aufrauhen, damit der Bohrer mit abrutscht. |
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Schließlich wird die Webcam auf der Rückwand des Nistkastens festgeschraubt. Um das Kabel nach außen zu führen, muss eine Kerbe in die Seite gesägt werden. |
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Die Webcam hat eine kleine Schraube, die unter einem Gummideckel versteckt liegt. Nachdem die rausgedreht ist, öffnet sich das Gerät. |
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Der Linsenaufbau ist auf die Platine aufgeschraubt. Bitte sehr vorsichtig abschrauben und kein Innenteil anfassen! Sobald die Linsen ab sind, liegt der empfindliche Bildsensor frei. |
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Die Kamera mit freiem Bildsensor bitte gut geschützt beiseite legen. |
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Unter der Dekoration steckt eine winzige Linse. Bitte keine Fingerabdrücke oder Kratzer darauf hinterlassen! Das transparente Quadrat ist der IR-Sperrfilter. Dieser lässt sich mit der Nagelschere herauspulen. Bei meinem Kameramodell musste vorher ein Plastikring entfernt werden, der den Sperrfilter auf der Linse fixierte. Er zerbrach dabei, erwies sich später aber als überflüssig. |
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Aus einem Stück belichtetem Film (Rand eines alten Negativs) wird ein Quadrat ausgeschnitten, das den Sperrfilter ersetzt. Anstatt Infrarot auszufiltern, lässt es fast ausschließlich Infrarot durch. Jetzt muss alles wieder vorsichtig zusammengefügt werden. Schon ist aus der Tageslicht- in eine Nachtsicht-Kamera geworden. |
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Von der Lochrasterplatine werden zwei Streifen abgesägt. Die scharfen Kanten müssen abgeschliffen werden, so dass sich später kein Vogel daran verletzen kann. |
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Je IR-LEDs werden so auf den Streifen gelötet, dass sie sich schräg nach unten biegen lassen. Befestigt wird der Streifen mit Tesafilm, Montagekleber oder "was eben hält".
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Jetzt kann die Rückwand am Rest des Kastens befestgt werden. Bei diesem Bausatz wird sie an den Boden und eine Seitenwand genagelt, an der zweiten Wand ist sie mit einer Schraube drehbar befestigt. Anschließend muss das USB-Kabel der Kamera geöffnet werden. Entfernen Sie mit der Nagelschere den Mantel und das Drahtgeflecht. Innen finden Sie vier Adern. suchen Sie die Schwarze und die Rote heraus und kratzen sie jeweils ein Stück von der Isolierung ab. |
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Die Anschlussdrähte der beiden LED-Streifen müssen auf die entisolierten Stellen gelötet werden, um die LEDs aus der Stromversorgnung der Kamera mitzuversorgen. Es bietet sich an, sie einen Zentimeter davor zusammenzuführen. Sobald das USB-Kabel an einen Computer angeschlossen wird, geht jetzt automatisch die Infrarot-Beleuchtung an. |
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Im Prinzip ist der Nistkasten jetzt vollständig. In einem dunklen Raum müssen noch die Kamera ausgerichtet und das Bild scharfgestellt werden. |
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Dafür habe ich den erstebesten Gegenstand, eine Schraube, in den Kasten gelegt. Dann der große Moment: Der Nistkasten wird an den Computer angeschlossen. Wenn die Schraube auf dem Bildschirm scharf zu erkennen ist, wird auch ein Vogel so gut zu erkennen sein. |
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Da ein Nest gerne 10 Zentimeter hoch gebaut wird, muss die Schärfentiefe entsprechend gut ausfallen. Probeweise habe ich für dieses Testbild in den Kasten gegriffen. So scharf wie die Finger werden auch die Vögel bei entsprechender Nesthöhe sichtbar sein. |
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Damit die Elektronik notfalls repariert werden kann - Kälte und Feuchtigkeit hinterlassen schließlich Spuren - soll das Dach aufklappbar sein. Deshalb habe ich die Hälften nicht festgenagelt - wie in der Anleitung des Nistkasgten-Bausatzes vorgegeben - sondern mit Scharnieren aneinander geschraubt. |
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Auf das Klappdach wird noch Dachpappe genagelt, dann wid eine Seite am Haus befestigt. Die andere liegt lose auf. So lässt sich das Haus an zwei Stellen öffnen: Unten zum Putzen, oben zum Reparieren. |
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Fertig! Das USB-Verlängerungskabel kann unter einer Terassentür hindurch ins Haus geführt werden. Wo es nicht drunter passt, kann eventuell das Kabelrohr einer Jalousie etc. verwendet werden. Sobald das Kabel mit dem Computer verbunden wird, gehen Kamera und IR-Beleuchtung an. Die Vögel bekommen nichts davon mit, dass sie gefilmt werden. |
Mit einem USB-Verlängerungkabel wird die Kamera an den PC angeschlossen. Jetzt beginnt das Warten auf den ersten Vogel. Damit der Computer nicht rund um die Uhr vergeblich laufen muss, lohnt es sich abzuwarten, bis der Nistkasten tatsächlich besucht wird. Dafür reichen ein paar Sonnenblumenkerne: Wahllos in den Kasten geworfen, zeigen Anzahl und Lage der Kerne an, ob ein Tier vorbeigeschaut hat.
![]() 19.03.2011 |
![]() 22.03.2011 |
![]() 26.03.2011 |
![]() 30.03.2011 |
Schließlich waren die Kerne weg - doch wer hatte sie geholt?
Ein Bewegungsmelder musste den Kasten überwachen. Dafür habe ich mich der Anleitung von AUXNET bedient. Allerdings wird dort ffmpeg zum Aufnehmen der Fotos benutzt, was bei der Quickcam zu starken Helligkeitsschwankungen und damit scheinbarer Bewegung auf fast jedem Bild führte. Mit streamer fiel dieses Problem in meinem Fall deutlich geringer aus, so dass ich die Zeile im Skript ausgetauscht habe:
#!/bin/bash # motiontracker.sh # Convert a webcam to a simple motion tracker # (c) 2009 Max Kalus #Only if v4l2 does not work properly export LD_PRELOAD=/usr/lib/libv4l/v4l1compat.so while [ 1 ]; do echo "Mark: $(date)" #ffmpeg -f video4linux2 -s qvga \ # -b 9216 -r 10 -i /dev/video1 \ # -vframes 1 -vcodec mjpeg /tmp/pic2.jpg 2>/dev/null streamer -c /dev/video1 -o /tmp/pic2.jpeg 2>/dev/null MOTION=$(motiontrack /tmp/pic1.jpeg /tmp/pic2.jpeg \ --sensitivity=9 2>/dev/null | head -n 1) echo "Motion: " if [ -gt 20 ]; then cp /tmp/pic2.jpeg /home/deinName/Nistkasten/Bilder/pic_`date +%Y-%m-%d_%H%M%S`.jpg fi mv /tmp/pic2.jpeg /tmp/pic1.jpeg sleep 0.5 done
Dieses Skript nimmt jede Sekunde zwei Bilder auf. Sobald sich im Kasten etwas tut, speichert es das entsprechende Bild ab.
Jeweils ein paar Stunden ab Tag, zu verschiedenen Uhrzeiten, ließ ich das Skript laufen. Nach gut einer Woche war der kleine Körnerpicker enttarnt:
Jetzt bleibt zu hoffen, dass der Gast die Sonnenblumenkerne als Einladung versteht und mit dem Nestbau beginnt.