Landschaftspflege im Lockdown


Bisher kannten wir Landschaftspflege vor allem als Gruppenausflug: Alle Aktiven packten morgens ihr Werkzeug und zogen zur Fläche los, mittags war die Arbeit erledigt. Im Jahr 2020 fiel die Saison mitten in den Pandemie-Lockdown, an Gruppenaktionen war nicht zu denken. Was also tun, damit die verlandenden Gewässer nicht verschwinden?

Verlandende Tümpel und zeitweise wasserführende Mulden sind wichtige Biotope für Amphibien, weil sie warm, nährstoffreich und vor allem frei von Laichräubern wie Fischen sind. Auch Insekten brauchen sie, um dort Eier zu legen und ihre Kindheit als Larve zu verbringen. Insekten und Amphibien wiederum sind Beute für viele Vogelarten.

In der Wildnis würden solche Tümpel zum Beispiel durch Hochwasser oder Biberaktivität entstehen, nach einigen Jahren wieder verschwinden und anderswo neu entstehen. In unserer aufgeräumten Kulturlandschaft wird aber nicht mehr zugelassen, dass sich Mulden auftun oder Wiesen vernässen. Umso wichtiger ist es, künstlich angelegte Feuchtbiotope offen zu halten. Regelmäßiger Rückschnitt bremst die Verlandung, der flache Tümpel kann so dauerhaft zur Verfügung stehen.

Da wir im Dezember 2020 nicht alle zusammen die Weiden auf den Stock setzen konnten, drohten zwei Effekte:   

  1.  würde die Wasserfläche unterm Blätterdach zu wenig Sonne bekommen und dadurch unattraktiv für die wechselwarmen Amphibien werden.
  2. könnte diese austrocknen, weil die Bäume viel Wasser aufnehmen und gleichzeitig weniger Regenwasser den Boden erreicht.

Nun denn, zu viele Füße auf einer Wiese sind ohnehin nicht gut, denn sie verdichten den Boden, in den sich eventuell Kröten zum Überwintern eingegraben haben. Also machten wir aus der Not eine Tugend und dehnten den Pflegeeinsatz über den ganzen Dezember aus. In Zweier-Teams und manchmal auch alleine sägten wir die Weiden nach und nach ab, bis der Tümpel sowie die kleinen Mulden drumherum volle Sonne (und vollen Regen) bekamen.

Fazit: Geht doch! Wir hatten Spaß, trampelten auf weniger Bodenfläche, brachten weniger Unruhe und Anfang Januar war alles fertig für das kommende Krötenjahr.

Vorher: Weidenbüsche hängen über dem Froschtümpel. Bei Sonne bekommt er zu wenig Licht und Wärme, bei Regen zu wenig Wasser.

Helga arbeitet sich mit der Handsäge voran.

Helga sammelt das Werkzeug ein. Mit einer Astschere und Säge pro Person - und maximal vier Füßen auf der Fläche - pflegen wir die Sträucher schonend, ohne den nassen Boden zu verdichten.

Ein Weidenstamm splittert und legt eine Larve frei. Sofort Finger weg! Das Tier gräbt sich selbstständig tiefer hinab, so dass es wieder geschützt ist.

Nachher: Das Feuchtbiotop liegt mittags in der besten Sonne.

Das Amphibienbiotop wird angenommen: Ein Frosch hüpft am Ufer.